LORENZO STECCHETTI (1845 Forlì – Bologna 1916)
STIMME AUS EINEM GRABE DER VIA APPIA
Ich, der dir ruft, vor abertausend Jahren
Lebte auch ich und ließ mir Lust behagen.
Weinlaub und Blüten habe ich getragen
Beim Tanz der Bacchusfeste in den Haaren.
Doch nie wie du mit einsamem Gebaren
Irrt ich des Nachts, um Gräber zu befragen,
Nie hab ich grübelnd mich herumgeschlagen
Mit Jenseitsrätseln, die wir nie erfahren.
Nie bannte mich dein blasser Christus-Schemen,
Und lächelnd schied ich zu den Körperlosen.
Doch du wirst unter Tränen Abschied nehmen.
In eurer Gottesäcker fahlen Moosen
Und düsterm Anwuchs nisten Angst und Grämen,
Auf m e i n e m Hügel aber glühen Rosen.
Nachdichtung von Anton Wildgans
(Quelle: Die Lyra des Orpheus, Ausgewählt und eingeleitet von Felix Braun,
Wien 1952,
S. 372)
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